BT#8: Tag 2 im Böhmerwald; Strážný – Horní Vltavice – Vimperk – Šumavské Hoštice – Volary (CZ)

Auch mein zweiter Tag im Böhmerwald begann regnerisch nachdem mich gegen 6 Uhr früh das Geräusch von Regentropfen, die auf das Zeltdach herabprasselten, je aus dem Schlaf rieß. Gegen 7 Uhr früh hatte ich dann Zelt, Schlafsack und Isomatte wieder verpackt und begann mir mit meinem Esbit Spirituskocher ein kraftgebendes Porrege sowie einen Jacobs 3 in 1 Kaffee zuzubereiten. Zwischenzeitlich hatte der Nisselregen aufgehört, die Temperatur lag bei ca. 10 C

Gestärkt und ausgeruht verließ ich um 8 Uhr  den Notcampingplatz Strážný und fuhr in den nahegelegenen gleichnamigen Ort , der neben einigen Duty Free Shops, einem überdimensionierten Casino, einiger Nachtclubs und wenigen Einfamilienhäusern besteht. Nebenbei gehören ein Skiliftanlage zum Wintersportort, der betuchten Wintersportlern ein abwechslungsreiches Programm bieten soll. Unnötig zu sagen das der Charme dieses Ortes endenwollend ist.

Von Strážný führte mich der Radweg wiederum über einen Teilabschnitt des ehemaligen Goldenen Steiges nach Horní Vltavice (Obermoldau). Nach ungefähr 15km erreichte ich nach abenteuerlicher Fahrt (siehe Fahrbahn) den Ort Horní Vltavice (Obermoldau).

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Wie der Ortsnamen vermuten lässt, fließt die berühmte Moldau hier direkt durch das Tal. Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt meine Wasservorräte beinahe zur Gänze verbraucht hatte, beschloss ich meine Reserven an der schönen Moldau zu füllen. Obwohl die Wasserqualität der Moldau im Nationalpark augenscheinlich gut zu sein schien, bediente ich mich sicherheitshalber eines Wasserfilters, um keine böse Überraschungen zu erleben. Im Gegensatz zu Strážný ist Horní Vltavice ein lieblicher Ort der von Hügeln und Bergen umringt ist und sich harmonisch in die traumhafte Landschaft eingliedert.

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Neben einem Altenwohnheim, einem Kinderspielplatz einem Gasthof sowie einigen Einfamilienhäuser ist mir noch das gänzlich verfallene „älteste Gasthaus“ des Bömerwaldes in Erinnerung geblieben.

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Am gestrigen Abend hatte ich mir als Tagesziel für heute festgelegt, die bekannte  Stadt im Böhmerwald „Vimperk“ (Winterburg) zu erreichen und den genauen Streckenverlauf von der Beschaffeneheit der Radwege abhängig zu machen. Da mich die Route nach Horní Vltavice durch unwegsames Terrain führte, beschloss ich für die weitere Fahrt nach Vimperk auf die mäßig befahrene Straße auszuweichen. Auch im Bewusstsein dass die Fahrt nach Vimperk nicht einfach werden würde, nachdem die Route unweit der dritthöchsten Erhebung des Böhmerwaldes, des Berges Boubin, verläuft. Die nächsten 20km quälte ich mich auf die Passhöhe zur rechten Hand des Boubins hinauf. Dabei schob ich überwiegend das Fahrrad um Kräfte zu sparen, nachdem ich bei derartigen Steigungen mit voll beladenem Bike kaum schneller fuhr. Am höchsten Punkt der Strecke nach Vimperk angekommen, wurde ich durch eine schöne und rasante Abfahrt nach Vimperk belohnt, die mich die vorangegangene Schinderei schnell vergessen ließ. Um ca 12:00h fuhr ich dann in die berühmte Stadt des Böhmerwaldes,  die zentraler Bestandteil des mittelalterlichen Handelsweges „Goldenen Steig“ war, ein.

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Nachdem mich die kräftezerrende Anfahrt etwas geschlaucht hatte und ich unweit der Ortseinfahrt ein einladendes Restaurant (Hotel Restaurant Terasa) vorfand, viel mir die Entscheidung nicht schwer mir ein leckeres Mittagessen zu gönnen. Tatsächlich war das Restaurant sehr gut besucht und war auf Gäste aus dem deutschsprachigen Raum eingestellt. Zu meinem Leidwesen würden an diesem Tag keine der in der Speisekarte als „Böhmische Spezislitäten“ angebotenen Gerichte gekocht. So bestellte ich mir daraufhin den Klassiker „Schnitzel mit Pommes“ und genoss selbiges alsbald mit einem Krügerl heimischen Biers der Marke Kozel (sehr lecker)

Gestärkt radelte ich dann durch die sehenswerte Stadt Vimperk. Dabei passierte ich, neben schönen Häuser der Gründerzeit, auch die bekannten Plattenbauten der kommunistischen Ära. Nachdem ich mich nun am nordwestlichsten Punkt meiner Route befand, fuhr ich nun wieder südöstlich In Richtung meines Ausgangspunktes Schöneben.

Mit Durchfahrt durch den hübschen Ort Šumavské Hoštice trat ich wieder indem Nationalpark Sumava ein. Auf den weiteren 20km bis zum Ort Volary (Wallern) fand ich nur sehr selten kleine Ansiedelungen mit wenigen Häuser vor. Als ich gerade in eine derartiges kleines Dorf einfuhr, fetzte plötzlich ein Hund – eine Art Schäferhund/Rotweillermischlung aus einem Garten heraus, fletschte die Zähne und rannte laut bellend hinter mir her. Leicht panisch trat ich wie wild in die Pedale und konnte den vierbeinigen Verfolger nach einigen hundert Metern abschütteln, um erschöpft aber heilfroh möglichen Unbill entkommen zu sein, das Tempo zu reduzieren.

Gegen 18:00 erreichte ich schließlich den Ort Volary (zu deutsch Wallern) und checkte im Hotel Chata vis a vis des Bahnhofs ein, um hier ein Zimmer mit Frühstück zu beziehen.

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Nach einer erlösenden Dusche begab ich mich in den Ort Volary, um selbigen zu erkunden und um mir ein Abendessen zu besorgen. Bei dem ausgedehnten Spaziergang durch den Ort musste ich jedoch feststellen, dass alle Restaurants bzw. Gasthöfe im Ort (gegen 20:00h) geschlossen waren. Schließlich konnte ich in einem sehr  kleinen Laden, welches ausschließlich Pizza´s zum Versand per telef. Belstellung erstellt, eine Pizza Margeritha ergattern. Selbige Pizza verdrückte ich in windeseile zusammen mit einem Dosenbier in einem kleinem Park unweit des Bahnhofs bzw. meiner Unterkunft. Etwa gegen 22:00 legte ich mich satt und zufrieden zu Bett, um für den nächsten letzten Tag der Tour fit zu sein. Nachdem der Wetterbericht für den nächsten Tag Regen angesagt hatte, hatte ich mir vorgenommen möglichst früh aus dem Hotel auszuchecken, um noch viele Kilometer im trockenen machen zu können.

An diesem 2. Tag der Tour legte ich etwa 60km bei etwa 1200 Höhenmeter zurück.

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Anbei einige Fotos des Tages:

 

BT#2: Mit dem Bromi von Litschau nach Nová Bystřice in Tschechien

Die kurze Fahrradtour, die ich im Juli 2018 unternahm, folgte teilweise dem  Iron Curtain Trail und hatte ihren Start- und Endpunkt im schönen Litschau am Herrensee im nördlichen Waldviertel – der nördlichsten Stadt Österreichs. Das eigentliche Ziel der kleinen Tour war die tschechische Grenzstadt Nová Bystřice, die dem  Naturpark Česká Kanada  angehört. Die knapp 30km lange Tour verlief von Litschau über das Josefsthal und weiter über einen Güterweg zur Siedlung Rottal, wo sich das nördlichst gelegene Gasthaus „Gasthaus Percy“ Österreichs befindet. Bei Rottal passierte ich über einen kleinen Waldweg die Grenze nach Tschechien.  Der Waldweg führte mich schließlich weiter bis an ein herrschaftliches Waldhotel Peršlák, unweit des gleichnamigen Ortes Peršlák. Das Waldhotel Peršlák – eine ehemalige Grenzkaserne – ist erwähnenswert, da es auch den  „Stein der Rebublik“ beherbergt, welcher mehrere historisch bedeutsame Inschriften des ereignisreichen vergangenen Jahrhunderts aufweist und symbolträchtigen Charakter hat. Vom Peršlák führte mich eine Bundesstraße weiter nach Nová Bystřice – einem der drei Hauptorte (nebst Staré Město und Slavonice) des Naturpark Česká Kanada.

Nová Bystřice ist ein netter überschaubarer Ort mit schönem Stadtplatz. Für österreichische Verhältnisse war  Essen und Trinken im Ort ausgesprochen günstig. Ein „kühles Blondes“ – tschechische Biere sind ja weltberühmt – kosteten im Lokal gerademal 1 € für das Krügerl. Das Essen war sehr lecker – eine Gulaschsuppe 1 €, 1 große Marmeladepalatschinke mit Schlagobers € 1,50. Gleich zwei Fleischhauerbetriebe sind mir nebst einer gemütlichen Konditorei und Bäckerei ebenso im Ort ins Auge gestochen.

Der Radtourismus dürfte in Tschechisch Kanada – besonders unter Mountain Biker – sehr beliebt sein, nachdem ich bei mehreren Besuchen der Region viele radelnde  Tschechen antraf – für Österreicher dürfte die Region eher noch ein Geheimtipp sein.

Den Rückweg trat ich über den Grenzübergang Grametten an, folgte der Bundesstraße nach Illmans und fuhr dann über den Ort Schandachen zurück nach Litschau.

PS: Mit „Bromi“ ist übrigens ein Faltrad der Marke Brompton gemeint  – einem Faltrad das vor allem unter Stadtradlern rund um den Globus Kultstatus erlangt hat.

Ein paar Eindrücke der Tour

 

 

Abfahrt auf der Güterstraße zur Siedlung Rottal/Gasthaus Percy

…einfach herrlich – das Surren der legänderen Sturmey Archer-Nabe :-),
die im Brompton serienmäßig verbaut ist