BT#5: Vorstellung meines Reiserades

Nachdem ich seit meiner Jugend ein begeisterter Waldradler bin und seit Beginn des aufkommenden Mountainbikebooms  Ende der 1980er Anfang der 1990er Jahre vom Virus „Mountainbiking“ infiziert bin – wobei mein Bikerevier stets Wälder und Hügellandschaften jedoch weniger Berge waren – hat mich nun, im fortgeschritteneren Alter,  die Faszination des Reise- bzw. Tourenradelns gepackt.

Vor etwa 7 Jahren habe ich mich dann dazu entschlossen meinen Fahrradfuhrpark – meine 2 Mountainbikes sind bereits in die Jahre gekommen, erfreuen sich jedoch als Vintage-Mountainbikes wieder steigender Beliebtheit – um ein solides Reiserad zu erweitern. Nachdem ich unzählige Recherchen dazu tätigte – als Quellen diente mir das Internet, diverse Fahrradfachzeitschriften sowie diverse Fahrradhändler im Umkreis meines Wohnortes -, wusste ich dann nach ziemlich  genau einem Jahr, welches Rad es werden sollte. Beinahe ein 3/4 Jahr später fuhr ich dann 800km mit dem Auto ins benachbarte Deutschland, um bei einem sehr kleinen Fahrradhändler in München mein (sehr wenig) gebrauchtes Traumreiserad zu einem Traumpreis zu erwerben.

Nachdem ich mich anfänglich mit den mir bekannten Marken für Reiseräder, wie etwa Koga oder Riese und Müller beschäftigte und später die mir unbekannteren Fahrradschmieden wie zB Rotor, Norwid, Tout Terrain, Velotraum oder Thorn unter die Lupe nahm, landete ich schließlich bei der Bielefelder Fahrradmanufaktur PATRIA.

Schlussendlich habe ich mich für das unter Reiseradlern seit Jahren sehr beliebte Reiserad PATRIA TERRA aus folgenden Gründen entschieden:

  • Das Unternehmen Patria ist ein Traditionsunternehmen, welches seit 1898 Fahrräder aus Stahl produziert und daher auf eine langjährige Erfahrung im Fahrradbau zurückgreifen kann.

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  • Im Gegensatz zu den meisten Mitkonkurenten am umkämpften Fahrradmarkt wirken Fahrräder der Marke Patria sehr unaufgeregt und konservativ.

Mir persönlich gefallen Patria-Räder sehr gut, da man nicht den Eindruck hat dass sich bei Patria diverse Werbefuzzis im Vorfeld  groß Gedanken gemacht haben ein möglicherweise „mässig gutes Produkt“ gut zu vermarkten, sondern hier offensichtlich der Fokus beim Wesentlichen, dem Fahrrad, geblieben ist.

  • Patria produziert seine Fahrradrahmen nicht nur selbst in Deutschland – lässt daher nicht in Fernost produzieren wie beinahe alle großen Fahrradmarken – sondern bekennt sich auch in der Produktion zum Werkstoff Stahl und verwendet dabei eine altbewährte Technik des Rahmenbaus, welche aus Kostengründen heute nur mehr sehr selten vorzufinden ist. Patria hat sich  im Rahmenbau der Muffentechnik verschrieben, bei der die Stahlrohre mithilfe von Muffen als Steckverbindung handverlötet werden. Dabei erhält der Stahlrahmen eine sehr hohe Elastizizät und ist obendrein besonders ästhetisch anzusehen.
  • Patria fertigt als eine der ganz wenigen Radschmieden Räder nach Maß. Danei wird im Vorfeld mithilfe des „Velocheckers“ beim Fahrradhändler Maß genommen, um die passende individuelle Rahmengeometrie zu eruieren – in meinem Fall kannte ich die Eckdaten meines Idealrahmens und habe mich nach passenden Gebrauchträdern umgesehen, um auch mehr Budget für das Fahrradequipment zu haben.
  • Schlussendlich hat mich die erste Testfahrt mit einem Patria überzeugt – so filigran das Patria Terra mit seinen dünnen Stahlrohren auch scheint, so robust und widerstandsfähig ist es in der Praxis – im Vergleich zu meinen Mountainbikes – die auch keine Kinderräder sind – fährt sich das Patria wie ein Panzer -by the way es ist auch schwer wie ein „Panzer“ – aus meiner Sicht muss ein Reiserad aber nicht wirklich leicht sein.

Wenn man die einzelnen Komponenten des Rades näher unter die Lupe nimmt wird klar dass nur sehr langlebige Qualitätsprodukte made in Germany verbaut sind und an keiner Stelle gespart wurde.  Trotzdem ist der Preis für ein Patria Terra im Verhältnis zu vergleichbaren Reiseräder der Konkurenz eher moderat einzustufen – je nach Konfiguration löhnt man für den legendären Drahtesel etwa zwischen € 2.500 bis € 4.000,–.Als ein Herzstück des Patria Terra dient die unter Reiseradlern bekannte Getriebenabe der Marke ROHLOFF. Zusammen mit der Getriebenabe der Firma PINION bilden diese beiden Naben das Nonplusultra-Getriebe für ein Reiserad.

 

Ein weiteres Highlight des Rades ist die Leichtlaufdynamonabe der Firma Wilfried Schmidt Maschinenbau auch bekannt als SON-Nabe sowie die Magura Hydraulikbremsen. Eine Lichtanlage der Firma Busch und Müller, Felgen der Firma Rigida, ein Kernledersattel der Firma Brooks sowie ein Gepäckträger und ein Low Rider der Firma Tubus runden das Gesamtpacket des Reiserades ab.

 

BT#4: Gedanken zur Radreiseausrüstung

Viel ist ja bereits im Internet geschrieben worden über notwendiges Equipment für Fahrradtouren beziehungsweise welche Ausrüstungsgegenstände unumgänglich sind und welche puren Luxus darstellen. Ganze Packlisten mit Gewichtsangaben, Markennamen, Preis etc. wurden bereits veröffentlicht. Eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Radreiseausrüstung kann sogar mehr Verwirrung und Unsicherheit stiften, als Lösungen bieten, da Ausrüstungen so individuell und unterschiedlich sein können, wie ihre Besitzer und jeder auf andere Produkte, Marken, Lösungen etc. schwört .

Grundlegend kann man bei der Auswahl der Ausrüstung unterscheiden, ob man eine Tagestour oder eine Mehrtages- beziehungsweise auch Wochen- oder Monatstour plant. Tatsächlich macht es kaum einen Unterschied, ob die Tour mehrere Tage oder gar Wochen dauert,  da die Pack-Möglichkeiten am Fahrrad nur begrenzt vorhanden sind und die Erfordernisse bei einer Mehrtages- oder Wochen- und Monatstour beinahe die gleichen sind.

Sicherlich werden mir Radreisenden  beipflichten, dass man  Ausrüstungsgegenstände am besten in Kategorien einteilen kann, um einen besseren Überblick zu bekommen:

  • Ausrüstungsgegenstände für die Übernachtung:
    Zeltsystem,  ISO Matte, Schlafsack etc.
  • Ein Koch System inklusive Kochutensilien und einer eisernen Reserve an Essbaren  und vor allem Wasserflaschen
  • funktionelle Bekleidung, Schuhe, Regenjacke, -hose, -schuhe etc.
  • Sonstiges wie Taschenlampe, Kamera, Sonnenbrille, Hygieneartikel, Fahrradwerkzeug , Notfallapotheke, Handy, Karten der Route etc
  • Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand der Tour/Radreise ist und bleibt aber dein Fahrrad.

Während man im Laufe einer Tour rasch bemerkt welche Utensilien wirklich nützlich sind und welche nur unnötigen Ballast darstellen und meistens auch die Möglichkeit hat bereits während einer längeren Tour die Ausrüstung zu verbessern, bspw. Ausrüstungsgegenstände nach Hause zu schicken bzw. auch das Equipment zu erweitern sind Veränderungen am Fahrrad nur bedingt möglich.

Die Überlegungen zum Kauf eines Reiserades sind aus meiner Sicht am Wichtigsten, da man schon allein aus Kostengründen getroffene Entscheidungen schwer wieder korrigieren kann. In meinem Fall habe ich mehr als zwei Jahre recherchiert und gesucht, um mein absolutes Traumreiserad zu finden bzw. zu erwerben – an einer anderen Stelle verrate ich euch gerne mehr darüber.

Im Großen und Ganzen würde ich folgende Formel bei der Kaufentscheidung für Gegenstände eine Radreiseausrüstung einfließen lassen:

  • verfügbares Budget bzw. gesetzte Obergrenze für Ausgaben
  • Qualität bzw. Langlebigkeit der Produkte
  • Funktionalität, im Idealfall vielseitige Nutzbarkeit
  • Packmaß der Produkte
    (vier Fahrradtaschen und eine Lenkertasche stehen in der Regel zu Verfügung)
  • Gewicht (keiner will gern mehr schleppen als notwendig)
  • persönliche Präferenzen, Bedürfnisse
  • Einsatzbereich, -gebiet der Ausrüstung
  • Recherchen, Erfahrungen und Meinungen anderer Radler

Unschwer erkennbar ist, dass die Rahmenbedingungen für eine „perfekte Radausrüstung“ Widersprüchlichkeiten aufweist, die in jedem Fall zum Kompromiß führt. Wie dieser im Detail aussieht, bleibt jedem selbst überlassen – letztendlich sollte man sich mit seinem Equipment wohl fühlen und sich vor allem darauf verlassen können.

Sicherlich gilt zumeist auch hier dass wer billig kauft zumindest zweimal kauft – auf der anderen Seite müssen ja nicht alle Ausrüstungsgegenstände einschließlich dem Fahrrad neu sein und Improvisation ist ohnehin der zweite Vorname des Radreisenden.

Einen großer Unterschied ist auch, ob Radreisende den Komfort suchen, regelmäßige in Hotels, Radpensionen oder Jugendherbergen zu übernachten und ebenso in Gasthäuser, Restaurants etc. Essen gehen oder aber lieber campen oder gar wild campen und sich überwiegend selbst versorgen .

Persönlich finde ich den Gedanken reizvoller möglichst autark und kostengünstig zu reisen. Diese Variante riecht nach mehr Abenteuer, mehr Unvorhergesehenem, und mehr Naturverbundenheit.

Natürlich möchte ich den Komfort einer warmen Dusche oder eines warmen Schlafplatzes nicht missen, jedoch verschafft einem eine entsprechende Zelt- und Kochausrüstung mehr Unabhängigkeit während der Reise.