Nachdem ich im vergangenen Jahr den traumhaft schönen Böhmerwald per Fahrrad kennenlernen durfte, und für heuer wiederum eine mehrtägige Fahrradtour im Grenzgebiet Österreich/Tschechien plane, welche mich vom Waldviertel an die Ausläufe des Böhmerwaldes führen sollen, wollte ich mich auf die bevorstehende Tour einstimmen und mir ein passende Lektüre beschaffen. Bei meiner Suche nach einem passenden Buch, stieß ich auf den Roman mit dem vielversprechenden Titel „Nordwald“, welcher das schriftstellerische Erstlingswerk des oberösterreichischen Autors Nikolaus Resch darstellt.

Dabei ist der Begriff „Nordwald“ ein vom nördlichsten Zipfel Österreichs bzw. des Waldviertel, in der Region Litschau, bis hin ins schöne Oberösterreich bzw. der Region Böhmerwald bzw. auf deutscher Seite der Region bayrischen Wald ein oft verwendeter Begriff, welcher offenbar die nördlichen Wälder Österreichs im Grenzgebiet zum Nachbarn Tschechien sowie Deutschland benennt bzw. mystifiziert. Vorallem in der Region Bad Großpertholz ist der Begriff meines Wissens omnipresent, nachdem es hier auch einen sehr schönen Naturpark mit gleichnamigen Namen gibt.
Der Roman „Nordwald“ beschreibt anhand der Geschichte des Protagonisten „Wenzel“ und zweier seiner Freunde mehr oder weniger bedeutende historische und zeitgeschichtliche Ereignisse aus der Region, wobei im Roman die Grenzen zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sowie Traumwelt und Realität oftmalig verschwimmen. Die Erzählungen aus Vertreibung, Krieg, Dorfleben und rauhem bäuerlichen Alltag im Hochwald sind durchwegs spannend geschrieben. Dabei merkt man sofort, dass der Autor aus der Region stammen muss, nachdem die Beschreibungen des zentralen Themas „Wald“ und im Besonderen das Werden und Wehe der Charaktere des Romanes in der menschenfeindlichen, unwirklich traumhaften Region des Böhmerwaldes treffend und glaubhaft beschrieben wird.
Die detaillierte, mitunter romantisierenden Beschreibungen der „Kathedrale des Waldes“ und seiner Umgebung drängen mir den Vergleich mit großen österr. Schriftsteller wie Stifter (Hochwald) und Rosegger (Waldheimat) auf. Die traumhaften, phantastischen Elementen des Romanes, erinnerten mich wiederum zeitweilig an Romane von E.T.A Hoffmann oder dem österr. Schriftsteller Gustav Meyrink . Andererseits habe ich in dem Roman auch viele Passagen mit Gegenwartsbezug, gesellschaftspolitischen Sprengstoff, sowie philosophischen Ansichten gefunden, die zum Nach- und Weiterdenken anregen.
Der Roman „Nordwald“ von Nikolaus Resch hat mir sehr große Freude bereitet, welchen ich jedem Naturliebhaber, der an geschichtlichen Zusammenhängen interessiert ist, mehr über Land und Leute der Region Böhmerwald im Dreiländereck Österreich/Deutschland/Tschechien erfahren möchte und dabei nichts an Lesegenuß einbüßen möchte, sehr empfehlen kann.
Nachtrag 1:
Seit Veröffentlichung des Romanes Norwald im Jahr 2017 sind zwei weiter Bücher des Schriftstellers Nikolaus Resch erschienen:
Nachtrag 2:
Zum Begriff „Nordwald“ konnte ich herausfinden, dass hiermit der historische Namen der Region des heutigen Waldviertel sowie Südböhmens gemeint ist, welcher sich auf das römische „Silva nortica“ zurückverfolgen lässt. Ein gleichlautendes europäisches Projekt zur grenzüberschreitende Zusammenarbeit von regionalen Organisationen und Gemeinden wurde im Jahr 2005 begründet (ERSN).