BT#17: Im Gleichgewicht bleiben…

Nach mehr als einem Jahr Pause, gebe ich hiermit wieder ein kleines Lebenszeichen und bekenne, dass mir das geliebte Fahrradfahren – gerade in Zeiten des Wandels – natürlich ein treuer Begleiter geblieben ist. Die turbulenten Monate der Vergangenheit haben es mir kaum erlaubt neue, spannende Fahrradtouren zu planen und auszuführen. Dafür aber konnte ich das Fahrrad noch mehr in meinen Alltag einbinden.

Nachdem ich seit einigen Jahren zumindest 2x die Woche mit dem Fahrrad unterwegs war, um meinen Sohn bequem und stressfrei in den Kindergarten zu bringen, ergab sich durch einen Jobwechsel nun die großartige Gelegenheit beinahe täglich in die Pedale zu treten, um den schönen Radweg am Weg zur Arbeit und retour regelmäßig zu befahren. Tatsächlich geniese ich dieses kleine Ritual sehr und freue mich jeden Tag auf die „kleine Tour“ durch Wien.

In den Wintermonaten habe ich die Zeit genutzt, um einige historische Qualitätsräder Made in Austria wieder flott zu machen. Dabei habe ich an folgenden Rädern geschraubt:

Puch Damenrad Luxus von 1960 – seltens Waffenrad, Rücktritt, Lichtanlage, Gepäckträger der Fa. Assmann, Farbe: grün

Puch Jungmeister von 1962 mit analogem VDO-Tacho und 3-Gang Torpedo Nabenschaltung, Lichtanlage, Gepäckträger, Farbe: orange metallic

Steyr-Puch Damenwaffenrad von ca. 1980 – vermutlich eines der letzten aus Graz mit 3-Gang Torpedo Nabenschaltung, Rücktritt, Lichtanlage, Gepäckträger, Farbe: schwarz – ganz klassisch

Junior Damenfahrrad von 1960, Rücktritt, Lichtanlage, Gepäckträger, Farbe: hellblau

Kenner der Fahrradindustrie wissen, dass derartige Qualität nur mehr zu sehr hohen Preisen in wenigen, kleinen Fahrradmanufakturen, in kleinen Stückzahlen gefertigt wird.

Die überwiegende Mehrheit der heute hergestellten „Normfahrräder“ ist ziemlich „seelenloser Schrott“ aus Fernost – zumeist auch noch aus Alu. Auch sollte man sich nicht von großen Markennamen und coolem Design täuschen lassen – mit Sicherheit halten all‘ diese Fahrräder keine 60 Jahre und mehr…

In den nächsten Monaten werde ich die Räder gern einzeln vorstellen – tlw. mit vorher – nachher Fotos und Details zu den Wartungen etc..

Sollte jemand Interesse an einem der Fahrräder haben, die Qualität schätzen und vor allem vor haben die Schmuckstücke auch wirklich zu bewegen, um damit die Geschichte wieder ein wenig aufleben zu lassen, trenne ich mich gerne von dem ein oder anderen Drahtesel und verspreche, einen guten und fairen Preis zu machen.

BT#16: Eulenbergstrecke

Litschau – Loimanns – Klein-Radischen – Eberweis – Alltmanns – Gopprechts – Schlag – Grenzübergang Schlag – Josefsthal – Graselstein -Litschau

Nachdem ich vor Kurzem auf den Waldviertler Abenteuerer, Schriftsteller und Country-Musiker Roland Kernstock aufmerksam wurde, hielt ich wenig später sein Buch „Expedition Nordwald“, welches Abenteuerliches, Mystisches, Sagenhaftes und Kurioses aus dem Nordwald enthält in Händen und wurden dabei auf den Eulenberg unweit von Litschau aufmerksam. Im Buch beschreibt der Autor und Kenner des Nordwalds, dass der Eulenberg der „hohle Berg“ des Waldviertel schlechthin ist, um den sich zahlreiche Sagen ranken. So soll der hohle Berg bspw. eine ganze Burg verschlungen haben und noch Vieles mehr – aber lest selbst beim „Pfadfinder des Nordwaldes“ nach…

Im Zuge einer weiterführenden Internetrecherche stellte ich schließlich fest, dass es eine gleichlautende Rad- vs Mountainbikestrecke gibt – weiterführende Infos zur Strecke findet ihr auf der Seite www.niederoesterreich.at.

Anfang April ergab sich schließlich die Gelegenheit, die in der Tourenbeschreibung als landschaftlich sehr sehenswert beschriebene (Halbtages)-Tour zu erkunden, um auf den Spuren der „Innerirdischen“ zu wandeln 🙂 .

Tatsächlich hat mir die Tour sehr gut gefallen, da der Radweg überwiegend auf Wiesen- und vor allem Waldwegen verläuft und landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich ist. Auch wenn ich keine Öffnungen in die „Anderswelt“ ausfindig machen konnte :-), hat mich die zauberhafte Landschaft und die „Kathedrale des Waldes“ wieder einmal in seinen Bann gezogen – an den phantastischen Eindrücken der Tour werde ich sicherlich noch eine Weile zerren können.

Nachfolgend wieder einige Fotos zur Tour – genauere Details zur knapp 40km-Tour entnehmt ihr bitte dem nachfolgenden Link: www.niederoesterreich.at.

Weiterlesen „BT#16: Eulenbergstrecke“

BT#10: Litschau – Schandachen – Reingers – Staré Město (CZ, Česká Kanada) – Landstein (CZ) – Illmanns – Litschau

Mitte Juni unternahm ich eine Halbtagestour, die mich teilweise entlang des Iron Curtain Trail führte und mich das Gebiet um Česká Kanada  näher erkunden lies.  Das Gebiet um Česká Kanada liegt in der ehemaligen Region Südmähren, wohingegen mein Ausgangspunkt Litschau, im nördlichen Waldviertel unweit der ehemaligen Grenzlinie zwischen Böhmen und Mähren liegt.

Um 7:30 startete ich, bei idealem Radfahrwetter, von der wunderschönen Stadtgemeinde Litschau aus Richtung Schandachen. Vom Ökodorf Schandachen führte mich mein Weg entlang des Iron Curtain Trail in Richtung Slavonice (CZ). Nach Leopoldsdorf bog ich in einen Waldweg ein, der mich unweit des Hanfdorfes Reinigers die Grenze zu Tschechien passieren ließ.

Nach etwa 10km Waldweg kam ich in Staré Město an – einem Mekka für Mountainbiker in Tschechien. In Staré Město legte ich eine Pause ein und gönnte mir ein Frühstück. Im  Coop-Supermarkt gab es leckere Krapfen 🍩 mit Vanillecreme sowie einen Eiscafé, den ich am Ortshauptplatz bei sonnigem Wetter genoss.

Wie erwähnt ist Staré Město ein  Radfahrerparadies, da Staré Město als einer der drei Hauptorte in Česká Kanada (Nová Bystřice, Staré Město und Slavonice) im Zentrum von Česká Kanada liegt. Die Region ist sehr waldreich, relativ eben, wunderschön und wenig besiedelt. Der Ort ist daher auf den Radtourismus eingestellt und bietet einige Übernachtungsmöglichkeiten in Form von Pensionen an. Auch befinden sich zwei Gasthäuser und besagter Supermarkt Coop im Ort. Der schönste der drei Hauptorte in Česká Kanada ist aber mit Sicherheit Slavonice, welchen ich an einer anderen Stelle näher vorstellen möchte.

Am besagten Hauptplatz in Staré Město fand ich übrigens einen Privatverkauf handgefertigter und bemalter Keramik vor. Besonders die „bunten Vögel“ aus Keramik hatten es mir angetan. Um nur 200 Kronen (8€) konnte ich drei Prachtexemplare mitnehmen:

Anschließend fuhr ich in Richtung der nahegelegenen Burg Landstein, einem Markstein der Region Česká Kanada. Hier entdeckte ich in unmittelbarer Nähe zur Fahrbahn einen Campingplatz der besonderen Art mit Namen „Cyklocamp“ – offenbar ein spezieller Campingplatz für Radfahrer.  Nach einem kurzen Aufenthalt bei der Burg – Führungen bzw. Besichtigungen der Burgruine sind gegen Entgelt möglich, fuhr ich weiter in Richtung Nova Bystrice – ein teilsanierter Bereich der Burgruine dürfte übrigens bewohnt sein. Der schöne Radweg nach Nova Bystrice führte mich großteils durch sehr waldreiches Gebiet. Hier fand ich mehrere Hinweise auf Bunkeranlagen des WWII bzw.  Zeiten des kalten Krieges, die ich mir sogleich ansah. Insgesamt konnte ich drei Bunker beischtigen, welche sich in einem Umkreis von nur 2-3 km befanden.  Leider konnten mir diverse Infotafeln nächst der Bunkeranlagen keine näheren Informationen zur Anlage liefern, da diese nur in tschechischer Sprache ausgeschildert waren.

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Kurz vor Nová Bystřice  kam ich noch an dem kleinen Ort Klášter – was soviel wie Kloster bedeutet – vorbei. Hier fand ich eine schmucke Kirche vor einem Teich vor, welche jedoch einer dringenden Restaurierung bedarf. Versteckt an der Hinterseite der Kirche konnte ich eine kleine Infotafel entdecken, welche mehr über die interessante Geschichte des ehemaligen Klosters preisgab. Der Infotext war diesmal auch in Deutsch übersetzt – aber seht selbst:

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Kurz nach Klášter erreichte ich den schönen Ort Nová Bystřice, den ich bereits aus früheren Radtouren und Ausflügen kannte und in einer älteren Tourenbeschreibung erwähnt wird. Unmittelbar nach  Nová Bystřice befindet sich der Grenzübergang Grametten, den ich nach kurzem Anstieg passierte und Richtung Illmanns weiterfuhr. Illmans, ein kleines Dorf nahe der Grenze, ist ein liebliches Dorf mit einigen – für das obere Waldviertel typische – Fischteichen, die sich harmonisch in die Landschaft eingliedern. Von hier aus trat ich den letzten Abschnitt der Tour in Richtung meines Ausgangspunktes Litschau am Herrensee an, um gegen 12:00 wieder in Litschau anzukommen.

Bei dieser sehr schönen Radtour legte ich etwa 55km bei etwa 800 Höhenmeter zurück:

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Anbei wieder einige Eindrücke der Tour:

 

 

 

 

 

BT#9: Tag 3 im Böhmerwald; Volary – Nová Pec (CZ) – Schöneben (AT)

Nach einer erholsamen Nacht in meinem Quartier „Hotel Chata“ weckte mich mein Handy gegen 6:45h. Nachdem ich meine Sachen soweit wieder gepackt hatte und mir per Handyapp „mapy.cz“ die letzte Tagesroute genauer angesehen hatte, ging ich gegen 8:00 Uhr in den Frühstücksraum gleichnamigen Hotels, um mich für die letzte Etappe der Tour zu stärken. Ausser einem älteren Ehepaar aus Japan, welches mir nach einem Smalltalk mitteilte Wanderungen in der Region zu unternehmen, war ich wohl der einzige Gast in dieser Nacht gewesen. Am reichhaltigen Frühstücksbüffet des Hotels konnte ich meinen morgendlichen Hunger stillen . Mit 2 Marmeladesemmeln, einem Ei, einem Eggerländer und mehreren Kaffees im Magen, brach ich dann um 9:00h auf, um Richtung Schöneben zurück zu fahren.

Nach etwa 10 km Fahrt fing es wie prognostiziert zu regnen an, jedoch war der Regen zu diesem Zeitpunkt noch eher verhalten. Der erste nennenswerte Ort den ich nach Volary durchradelte war Želnava. Hier konnte ich eine schöne Dorfkirche nebst einem kleinem Friedhof erkunden, der mir wiederum  Spuren in die jüngere Vergangenheit der Region  aufzeigte.

Obwohl sich das Wetter zunehmend eintrübte, genoss ich die weitläufige Landschaft und den noch leichten Landregen. Alsbald erblickte ich den an den Ausläufen des Lipno Stausee gelegenen Ort Nová Pec. Der bekannte Urlaubsort im Böhmerwald präsentiert sich mir im zunehmend stärker werdenden Regen. Ein Hotel mit gleichnamigem Namen „Nová Pec“ erzählte mir die Geschichte von „besseren Tagen“, als in der kommunistischen Ära vermutlich betuchtere Bürger, Parteifunktionäre etc. den Urlaubsort am „südböhmischen Meer“ aufsuchten. Der traurige Anblick des Hotel passte jedenfalls in dem Moment zur trüben Wetterlage. In Nová Pec legte ich noch eine kurzen Halt ein, um im Supermarkt der Handelskette Coop ein Bier für das Mittagessen und eine Mehlspeise einzukaufen. Anschließend fuhr ich Richtung Blizsi Lhotaá, welches vis a vis von Horni Plana liegt – dem Geburtsort von Adalbert Stifter.

In Blizsi Lhotaá angekommen wurde der Regen immer stärker sodass ich Zuflucht im Wartehäuschen der Fähre nach Horni Plana (Oberplan) suchte. Hier bereitete ich mir wiederum eine Art Gulaschsuppe, welche ich mit einem Dosenbier genoss. Gerne hätte ich die Fähre über den Stausee genommen, um das vis a vis gelegene Horni Plana (Oberplan) zu besuchen. Nachdem die Überfahrt nur stündlich erfolgte und ich für eine ernsthafte Besichtigung mindestens 3 Stunden einkalkuliert hätte, habe ich mich dann doch dazu entschlossen – auch wegen des Regens – die Gelegenheit ein anderes mal zu nutzen und stattdessen baldigst den Ausgangspunkt meiner Tour (Schöneben) wieder zu erreichen. Auch im Bewusstsein dass Schöneben unweit des Plöckenstein und der Böhmerwaldarena zur Höhe liegt und ich mich im Tal befand, wollte ich kein Risiko eingehen und mich auf die letzten Höhenmeter der Tour entspannt einstellen.

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Bei nachlassendem Regen machte ich mich gestärkt auf , um die letzte Etappe meiner Tour in Angriff zu nehmen. Obwohl die Steigung am Weg nach Schöneben kontinuierlich zunahm, wurde ich durch zunehmend besseren Straßen in Grenznähe überrascht, die mir  den Anstieg erleichterten. Kurz vor dem Grenzübergang errinnerte noch eine kleine malerische Kirche an die ehemalige Siedlung Glöckelberg.

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Um etwa 16:00 erreichte ich dann – immer noch im Regen – den Ausgangsort meiner Tour Schöneben. Hier stand unweit einer modernen Winterhotelanlage nebst großem Skilift mein fahrbarer Untersatz geparkt. Zufrieden den Ausgangsort unbeschadet und noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht zu haben, packte ich meine Packtaschen ins Auto und machte mich für die Heimfahrt bereit. Zuvor machte ich aber noch einen kurzen Abstecher in den benachbarten Ort Aigen Schlägel, um mir hier den schönen Hauptplatz und noch eine schöne Kirche anzusehen. Ebenso bescuhte ich die gleichnamig Brauerei Schlägl um mir eine Kostprobe des edlen Hopfensaftes für Daheim mitzunehmen .

Schlussendlich kann ich die Region Böhmerwald allen Naturbegeisterten wärmstens empfehlen, wenngleich ich sagen muss, dass Sie für herkömmliche  Fahrradtouren weniger geeignet ist – eher noch für Tages-Mountainbiketouren. Aufgrund der schlechten bis sehr schlechten Radwege im Nationalpark, der vielen Höhenmeter der Strecken im Mittelgebirge und der wenigen Übernachtungsmöglichkeiten der dünn besiedelten Region ist die Region eher ein Wander- als eine Radlerparadies – tatsächlich ist mit kein einziger Radfahrer in den 3 Tagen begegnet.

Die großteils unberührte Natur sowie die verhätlnismäßig große Ausdehnung des kaum besiedelten Nationalparks Sumava haben mich  jedoch tief beeindruckt und machen einen  Besuch im schönen Nationalpark Sumava aus meiner Sicht in jedem Fall zu einem Erlebnis.

An diesem 3. Tag der Tour legte ich bei vielen regenbedingten  Pausen etwa 45km zurück
(bei etwa 600 Höhenmeter)

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Nachfolgend wieder einige Fotos des Tages:

 

 

 

BT#8: Tag 2 im Böhmerwald; Strážný – Horní Vltavice – Vimperk – Šumavské Hoštice – Volary (CZ)

Auch mein zweiter Tag im Böhmerwald begann regnerisch nachdem mich gegen 6 Uhr früh das Geräusch von Regentropfen, die auf das Zeltdach herabprasselten, je aus dem Schlaf rieß. Gegen 7 Uhr früh hatte ich dann Zelt, Schlafsack und Isomatte wieder verpackt und begann mir mit meinem Esbit Spirituskocher ein kraftgebendes Porrege sowie einen Jacobs 3 in 1 Kaffee zuzubereiten. Zwischenzeitlich hatte der Nisselregen aufgehört, die Temperatur lag bei ca. 10 C

Gestärkt und ausgeruht verließ ich um 8 Uhr  den Notcampingplatz Strážný und fuhr in den nahegelegenen gleichnamigen Ort , der neben einigen Duty Free Shops, einem überdimensionierten Casino, einiger Nachtclubs und wenigen Einfamilienhäusern besteht. Nebenbei gehören ein Skiliftanlage zum Wintersportort, der betuchten Wintersportlern ein abwechslungsreiches Programm bieten soll. Unnötig zu sagen das der Charme dieses Ortes endenwollend ist.

Von Strážný führte mich der Radweg wiederum über einen Teilabschnitt des ehemaligen Goldenen Steiges nach Horní Vltavice (Obermoldau). Nach ungefähr 15km erreichte ich nach abenteuerlicher Fahrt (siehe Fahrbahn) den Ort Horní Vltavice (Obermoldau).

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Wie der Ortsnamen vermuten lässt, fließt die berühmte Moldau hier direkt durch das Tal. Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt meine Wasservorräte beinahe zur Gänze verbraucht hatte, beschloss ich meine Reserven an der schönen Moldau zu füllen. Obwohl die Wasserqualität der Moldau im Nationalpark augenscheinlich gut zu sein schien, bediente ich mich sicherheitshalber eines Wasserfilters, um keine böse Überraschungen zu erleben. Im Gegensatz zu Strážný ist Horní Vltavice ein lieblicher Ort der von Hügeln und Bergen umringt ist und sich harmonisch in die traumhafte Landschaft eingliedert.

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Neben einem Altenwohnheim, einem Kinderspielplatz einem Gasthof sowie einigen Einfamilienhäuser ist mir noch das gänzlich verfallene „älteste Gasthaus“ des Bömerwaldes in Erinnerung geblieben.

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Am gestrigen Abend hatte ich mir als Tagesziel für heute festgelegt, die bekannte  Stadt im Böhmerwald „Vimperk“ (Winterburg) zu erreichen und den genauen Streckenverlauf von der Beschaffeneheit der Radwege abhängig zu machen. Da mich die Route nach Horní Vltavice durch unwegsames Terrain führte, beschloss ich für die weitere Fahrt nach Vimperk auf die mäßig befahrene Straße auszuweichen. Auch im Bewusstsein dass die Fahrt nach Vimperk nicht einfach werden würde, nachdem die Route unweit der dritthöchsten Erhebung des Böhmerwaldes, des Berges Boubin, verläuft. Die nächsten 20km quälte ich mich auf die Passhöhe zur rechten Hand des Boubins hinauf. Dabei schob ich überwiegend das Fahrrad um Kräfte zu sparen, nachdem ich bei derartigen Steigungen mit voll beladenem Bike kaum schneller fuhr. Am höchsten Punkt der Strecke nach Vimperk angekommen, wurde ich durch eine schöne und rasante Abfahrt nach Vimperk belohnt, die mich die vorangegangene Schinderei schnell vergessen ließ. Um ca 12:00h fuhr ich dann in die berühmte Stadt des Böhmerwaldes,  die zentraler Bestandteil des mittelalterlichen Handelsweges „Goldenen Steig“ war, ein.

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Nachdem mich die kräftezerrende Anfahrt etwas geschlaucht hatte und ich unweit der Ortseinfahrt ein einladendes Restaurant (Hotel Restaurant Terasa) vorfand, viel mir die Entscheidung nicht schwer mir ein leckeres Mittagessen zu gönnen. Tatsächlich war das Restaurant sehr gut besucht und war auf Gäste aus dem deutschsprachigen Raum eingestellt. Zu meinem Leidwesen würden an diesem Tag keine der in der Speisekarte als „Böhmische Spezislitäten“ angebotenen Gerichte gekocht. So bestellte ich mir daraufhin den Klassiker „Schnitzel mit Pommes“ und genoss selbiges alsbald mit einem Krügerl heimischen Biers der Marke Kozel (sehr lecker)

Gestärkt radelte ich dann durch die sehenswerte Stadt Vimperk. Dabei passierte ich, neben schönen Häuser der Gründerzeit, auch die bekannten Plattenbauten der kommunistischen Ära. Nachdem ich mich nun am nordwestlichsten Punkt meiner Route befand, fuhr ich nun wieder südöstlich In Richtung meines Ausgangspunktes Schöneben.

Mit Durchfahrt durch den hübschen Ort Šumavské Hoštice trat ich wieder indem Nationalpark Sumava ein. Auf den weiteren 20km bis zum Ort Volary (Wallern) fand ich nur sehr selten kleine Ansiedelungen mit wenigen Häuser vor. Als ich gerade in eine derartiges kleines Dorf einfuhr, fetzte plötzlich ein Hund – eine Art Schäferhund/Rotweillermischlung aus einem Garten heraus, fletschte die Zähne und rannte laut bellend hinter mir her. Leicht panisch trat ich wie wild in die Pedale und konnte den vierbeinigen Verfolger nach einigen hundert Metern abschütteln, um erschöpft aber heilfroh möglichen Unbill entkommen zu sein, das Tempo zu reduzieren.

Gegen 18:00 erreichte ich schließlich den Ort Volary (zu deutsch Wallern) und checkte im Hotel Chata vis a vis des Bahnhofs ein, um hier ein Zimmer mit Frühstück zu beziehen.

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Nach einer erlösenden Dusche begab ich mich in den Ort Volary, um selbigen zu erkunden und um mir ein Abendessen zu besorgen. Bei dem ausgedehnten Spaziergang durch den Ort musste ich jedoch feststellen, dass alle Restaurants bzw. Gasthöfe im Ort (gegen 20:00h) geschlossen waren. Schließlich konnte ich in einem sehr  kleinen Laden, welches ausschließlich Pizza´s zum Versand per telef. Belstellung erstellt, eine Pizza Margeritha ergattern. Selbige Pizza verdrückte ich in windeseile zusammen mit einem Dosenbier in einem kleinem Park unweit des Bahnhofs bzw. meiner Unterkunft. Etwa gegen 22:00 legte ich mich satt und zufrieden zu Bett, um für den nächsten letzten Tag der Tour fit zu sein. Nachdem der Wetterbericht für den nächsten Tag Regen angesagt hatte, hatte ich mir vorgenommen möglichst früh aus dem Hotel auszuchecken, um noch viele Kilometer im trockenen machen zu können.

An diesem 2. Tag der Tour legte ich etwa 60km bei etwa 1200 Höhenmeter zurück.

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Anbei einige Fotos des Tages:

 

BT#7: Tag 1 im Böhmerwald; Schöneben (AT) – Nové Údolí – Strážný (CZ)

Ende April war es dann soweit, die lang ersehnte Böhmerwald-Tour konnte endlich starten:

Um 6:00h in der Früh hatte ich das Fahrrad auf das Autodach geschnallt sowie die Farradtaschen ins Auto gepackt, um die Fahrt von Litschau im Waldviertel (NÖ) nach Schöneben (Bezirk Ulrichsberg, OÖ) zu starten. Während der Autofahrt nach Oberösterreich regnete es durchgehend, das mittelprächtige Wetter konnte jedoch meiner Vorfreude auf die Tour keinen Abbruch verschaffen. In Bad Leonfeld legte ich noch einen kurzen Zwischenstopp ein um meinen Proviant mit Porege, Nüssen und Bananen zu erweiteren. Um ca. 9:00h kam ich dann in Schöneben unweit der Böhmerwaldarena an, um hier meine Tour zu starten.

Nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt passierte ich die Grenze zu Tschechien. Ich befand mich nun unweit des von den Erzählungen des österreichischen Schriftsteller Adalbert Stifters bekannten Plöckensteiner Sees am Fuße des Plöckensteins, der zweithöchsten Erhebung des Mittelgebirges Böhmerwald. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen und vereinzelt konnte ich auf Lichtungen und am Wegesrand Reste von Schnee ausmachen. (in etwa 1100m Seehöhe). Mit der Grenzüberschreitung in die Tschechei tratt ich in den Nationalpark Šumava, den größten Nationalpark Tschechiens, ein.

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Ursprünglich sollte mich meine Tour zum berühmten Gletschersee führen – leider stellten sich bereits hier erste Probleme mit meinem Navi-App mappy.cz heraus. Nachdem mich das Navi an einer Stelle nach links lotste und ich trotz mehrfachen Abfahrens eines Streckenabschnittes von ca. 2 km nur dichten Wald vorfand, gab ich mich schließlich geschlagen und folgte der neu berechneten Ersatzroute.

Spätere Recherchen ergaben dass zwar ein Weg direkt beim Grenzübergang nach Tschechien links zum Plöckensteiner See führte, dieser jedoch kein Radweg ist bzw für Radfahrer im Nationalpark ausdrücklich verboten ist.

Die wunderschöne Landschaft des Böhmerwaldes entschädigte mich für die zunehmend schlechter werdende Radwege, die vor Allem mit mittelgroßen Granitsteinen aufgeschüttet waren, die zu umfahren kaum möglich war. Die anfänglichen Probleme mit dem Navi blieben bestehen, nachdem das GPS Signal im dichten Böhmerwald teilweise aussetzte. Auch stellte sich heraus dass die angegebenen Zeitangaben des Navi-Apps Mapy.cz offenbar Höhenmeter unberücksichtigt lässt, nachdem utopische Fahrzeiten angeführt waren, nach denen ich meine Tagesroute geplant hatte – tatsächlich betrug meine durchschnittliche Geschwindigkeit gerademal 10km/h in 3 Tagen (bei mehr als 2300 Höhenmeter)

Die „Ersatzroute“ führte mich schließlich auf den R13 Radweg, den Iron Curtain Trail, der mich bis Nové Údolí (Neuthal) im Dreiländereck Österreich, Deutschland und Tschechien führte. Am frühen Nachmittag hörte es dann gänzlich zu Regnen auf und ich konnte erste Sonnenstrahlen genießen.

Am Weg nach Nové Údolí, den R13 folgend, gelangte ich in weiterer Folge an eine Verbindungsstelle des Schwarzenbergischen Schwemmkanals, welcher auf österreichischer Seite unweit der Marktgemeinde Aigen Schlägl als 8tes Weltwunder beworben wird und eine ingenieurtechnische Meisterleistung des fürstlich Schwarzenbergischen Ingenieurs Joseph Rosenauer darstellt, der bereits zwischen 1775 und 1778 erste Pläne für die Wasserscheide zwischen Moldau und Donau vorlegte, die dann Ende des 18. Jahrhunderts realisiert wurde, um Unmengen von Brennholz bis nach Wien befördern zu können.

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Die ehemalige Holzfällersiedlung Nové Údolí zählt zu jenen der über 190 Ansiedelungen des Böhmerwaldes, die in den Jahren nach Kriegsende des WW2 bzw. nach Vertreibung der Sudetendeutschen aus dem Grenzgebiet des Böhmerwaldes dem Erdboden gleich gemacht wurde. In Zeiten des kalten Krieges waren Großteile des Böhmerwaldes militätrisches Sperrgebiet (Stützpunkt Dobra Voda). Im gesamten Böhmerwald erinnern an ehemaligen Plätzen von Ansiedelungen bzw. Dörfer (sogenannten Wüstungen) Erinnerungstafeln in Form eines aufgeschlagenen Buches an die „untergegangenen Dörfer“.

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Von Nové Údolí fuhr ich schließlich zum nächstgelegenen Notübernachtungsplatz innerhalb des Nationalparks Sumava unweit des Ortes Strážný. Am Weg nach Strážný fuhr ich noch an Wüstungen der ehemaligen Siedlungen Krásná Hora (Schönberg) sowie Dolni Cazov (Unter Zassau) . Kurz vor dem Erreichen des Notübernachtungsplatzes fuhr ich durch eine Art Hohlweg der an den Seitenwänden mit Granitsteinen befestigt war und offenbar einen Teilabschnitt des Goldenen Steiges darstellte, einem alten Handelsweg der im Mittelater in der Region große Bedeutung hatte.

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Um etwa 18:00h erreichte ich dann den Notübernachtungsplatz – einer kleinen abgesteckten Wiese, die auch den Komfort eines Tisches und zweier Bänke bot. Nach dem Aufbau meines neuen Zeltes der Marke Robens Starlight 2 bereitete ich mir schließlich eine Art „Dosengulasch“ verfeinert um Zwiebel, Kartoffel und Champignons zu und drank zufrieden ein Emmerbier, welches ich als Bierliebhaber kürzlich von meinem Vater geschenkt bekam. Nach dem Essen ließ ich den Tag noch etwas Revue passieren und plante in groben Zügen meine Route für den nächsten Tag.  Nachdem mich die Handynavigation teilweise im Stich gelassen hatte wusste ich, das ich immer eine Ersatzroute parat haben musste um für Überraschungen gewappnet  zu sein.  Schlussendlich musste ich am 3. Tag meinen Ausgangspunkt auch wieder erreichen und konnte mir hier keine groben Planungsfehler erlauben.

Um etwa neun Uhr ging ich dann zu Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein. Nach dem strapaziösen aber wunderschönen Tag fiel es mir nicht schwer in Kürze einzuschlafen.

 

Die Aussentemperatur lag bei etwa 5-6″C und so lag ich inkl. entsprechend warmen Gewand in meinem 2-Seasons Schlafsack – obwohl es nicht gerade kuschelig warm war, konnte ich jedenfalss durchschlafen und fror nicht. Am nächsten Tag wachte ich ausgeruht un d gestärkt gegen 6 Uhr morgen auf.

Bei durchschnittlich etwa 10km/h Geschwindigkeit, großteils unebener, holpriger Fahrbahn mit ständigen Auf- und Abfahrten (in Summe etwa 700 Höhenmeter) durchquerte ich an diesem 1. Tag etwa 50km des schönen, großteils unberührten „Urwaldes“.

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Nachfolgend mein erstes „Radtourvideo“ – ich denke man bekommt einen Eindruck über die Region, mit Sicherheit habe ich aber videotechnisch noch viel zu lernen  – erste Erfahrungen konnte ich nun sammeln:

 

 

with tribute to the masters of music: Friedrich Smetana; Ma Vlast

 

Anbei noch ein paar Fotos des Tages 1 meiner Fahrradtour im Böhmerwald:

BT#5: Vorstellung meines Reiserades

Nachdem ich seit meiner Jugend ein begeisterter Waldradler bin und seit Beginn des aufkommenden Mountainbikebooms  Ende der 1980er Anfang der 1990er Jahre vom Virus „Mountainbiking“ infiziert bin – wobei mein Bikerevier stets Wälder und Hügellandschaften jedoch weniger Berge waren – hat mich nun, im fortgeschritteneren Alter,  die Faszination des Reise- bzw. Tourenradelns gepackt.

Vor etwa 7 Jahren habe ich mich dann dazu entschlossen meinen Fahrradfuhrpark – meine 2 Mountainbikes sind bereits in die Jahre gekommen, erfreuen sich jedoch als Vintage-Mountainbikes wieder steigender Beliebtheit – um ein solides Reiserad zu erweitern. Nachdem ich unzählige Recherchen dazu tätigte – als Quellen diente mir das Internet, diverse Fahrradfachzeitschriften sowie diverse Fahrradhändler im Umkreis meines Wohnortes -, wusste ich dann nach ziemlich  genau einem Jahr, welches Rad es werden sollte. Beinahe ein 3/4 Jahr später fuhr ich dann 800km mit dem Auto ins benachbarte Deutschland, um bei einem sehr kleinen Fahrradhändler in München mein (sehr wenig) gebrauchtes Traumreiserad zu einem Traumpreis zu erwerben.

Nachdem ich mich anfänglich mit den mir bekannten Marken für Reiseräder, wie etwa Koga oder Riese und Müller beschäftigte und später die mir unbekannteren Fahrradschmieden wie zB Rotor, Norwid, Tout Terrain, Velotraum oder Thorn unter die Lupe nahm, landete ich schließlich bei der Bielefelder Fahrradmanufaktur PATRIA.

Schlussendlich habe ich mich für das unter Reiseradlern seit Jahren sehr beliebte Reiserad PATRIA TERRA aus folgenden Gründen entschieden:

  • Das Unternehmen Patria ist ein Traditionsunternehmen, welches seit 1898 Fahrräder aus Stahl produziert und daher auf eine langjährige Erfahrung im Fahrradbau zurückgreifen kann.

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  • Im Gegensatz zu den meisten Mitkonkurenten am umkämpften Fahrradmarkt wirken Fahrräder der Marke Patria sehr unaufgeregt und konservativ.

Mir persönlich gefallen Patria-Räder sehr gut, da man nicht den Eindruck hat dass sich bei Patria diverse Werbefuzzis im Vorfeld  groß Gedanken gemacht haben ein möglicherweise „mässig gutes Produkt“ gut zu vermarkten, sondern hier offensichtlich der Fokus beim Wesentlichen, dem Fahrrad, geblieben ist.

  • Patria produziert seine Fahrradrahmen nicht nur selbst in Deutschland – lässt daher nicht in Fernost produzieren wie beinahe alle großen Fahrradmarken – sondern bekennt sich auch in der Produktion zum Werkstoff Stahl und verwendet dabei eine altbewährte Technik des Rahmenbaus, welche aus Kostengründen heute nur mehr sehr selten vorzufinden ist. Patria hat sich  im Rahmenbau der Muffentechnik verschrieben, bei der die Stahlrohre mithilfe von Muffen als Steckverbindung handverlötet werden. Dabei erhält der Stahlrahmen eine sehr hohe Elastizizät und ist obendrein besonders ästhetisch anzusehen.
  • Patria fertigt als eine der ganz wenigen Radschmieden Räder nach Maß. Danei wird im Vorfeld mithilfe des „Velocheckers“ beim Fahrradhändler Maß genommen, um die passende individuelle Rahmengeometrie zu eruieren – in meinem Fall kannte ich die Eckdaten meines Idealrahmens und habe mich nach passenden Gebrauchträdern umgesehen, um auch mehr Budget für das Fahrradequipment zu haben.
  • Schlussendlich hat mich die erste Testfahrt mit einem Patria überzeugt – so filigran das Patria Terra mit seinen dünnen Stahlrohren auch scheint, so robust und widerstandsfähig ist es in der Praxis – im Vergleich zu meinen Mountainbikes – die auch keine Kinderräder sind – fährt sich das Patria wie ein Panzer -by the way es ist auch schwer wie ein „Panzer“ – aus meiner Sicht muss ein Reiserad aber nicht wirklich leicht sein.

Wenn man die einzelnen Komponenten des Rades näher unter die Lupe nimmt wird klar dass nur sehr langlebige Qualitätsprodukte made in Germany verbaut sind und an keiner Stelle gespart wurde.  Trotzdem ist der Preis für ein Patria Terra im Verhältnis zu vergleichbaren Reiseräder der Konkurenz eher moderat einzustufen – je nach Konfiguration löhnt man für den legendären Drahtesel etwa zwischen € 2.500 bis € 4.000,–.Als ein Herzstück des Patria Terra dient die unter Reiseradlern bekannte Getriebenabe der Marke ROHLOFF. Zusammen mit der Getriebenabe der Firma PINION bilden diese beiden Naben das Nonplusultra-Getriebe für ein Reiserad.

 

Ein weiteres Highlight des Rades ist die Leichtlaufdynamonabe der Firma Wilfried Schmidt Maschinenbau auch bekannt als SON-Nabe sowie die Magura Hydraulikbremsen. Eine Lichtanlage der Firma Busch und Müller, Felgen der Firma Rigida, ein Kernledersattel der Firma Brooks sowie ein Gepäckträger und ein Low Rider der Firma Tubus runden das Gesamtpacket des Reiserades ab.